Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Tag 138 der Baustelle

Außer drei Gesprächsterminen hatte ich einen eher ruhigen Freitag. Ja, die Technik hapert und ich hänge mich rein, denn die Kolleg/-innen müssen arbeiten können. Es wird auf alle Fälle Geld kosten. Die Misere begann schon in den Herbstferien, als unsere Computer auf ein neues Betriebssystem umgestellt wurden.Für das bisherige sind ab Januar keine Sicherheitsupdates mehr verfügbar. Unsere Rechner sind allerdings in die Jahre gekommen. Das geschah natürlich nicht über Nacht, aber wer rechnete schon mit solch einer Bauverzögerung. Und jetzt reichen die Maschinen nicht mehr aus und immer noch hat der Neubau nicht begonnen.

 

Tag 135 der Baustelle:

Bereits gestern versuchte ich den Dienstantritt. Immer noch etwas wacklig auf den Beinen, stand ich den Tag aber insgesamt durch. Den seit längerem feststehenden Termin der Direktorenvereinigung sagte ich aber noch ab. Es fiel mir nicht leicht, denn die Tagesordnung in der Einladung versprach interessante Punkte, vor allem wollte die neue Abteilungsleiterin im Ministerium ins Gespräch mit den IGS-Direktoren eintauchen. Aber ich fühlte mich nicht fit für einen solchen Tag mit An- und Abreise.

 

Tag 131 der Baustelle:

Wenn es nach den Eintragungen im Terminkalender gegangen wäre, es war wohl die zweitschlechteste Woche gewesen, um krank zu sein. Und doch kam es genau so. Bei wichtigen Treffen konnte ich vertreten werden, bei anderen musste die entschuldigende Krankmeldung ausreichen.

Tag 127 der Baustelle

Da wiederholte sich am Wochenende ein jährlich wiederkehrender und scheinbar wachsender Brauch um Halloween. „Süßes oder Saures!“, erschall es auch des Öfteren an unserer Haustür. Neu waren dagegen die fragenden Worte: „Herr Dumont? Wohnen Sie hier?“. In drei umherziehenden Gruppen liefen in diesem Jahr Schüler/-innen mit und waren offensichtlich verblüfft, mich anzutreffen. Der Schreck wird sich bei ihnen hoffentlich in Grenzen gehalten haben. Da stehen Kinder vor dem Tor, gruselig geschminkt, um Schrecken hervorzurufen und stattdessen fährt dieser ihnen beim Anblick ihres Schulleiters in die Glieder. Passt aber dann doch wieder in diesen verrückten (und kommerziell bestens verbreiteten) Brauch vor Allerheiligen.

Tag 123 der Baustelle

Gestern war das Sekretariat nicht besetzt, Fortbildung und Überstundenabbau waren der Grund für den verwaisten Raum. Von Interesse ist dies nur deshalb, weil ich wegen der Essensabmeldungen den Anrufbeantworter abhören sollte und dazu am Telefon saß. „Ich bringe den Bausprinter. Können Sie in fünf Minuten die Einfahrt freimachen?“ Bausprinter? Nie gehört. Und wie passen die beiden Worte bei meinen Erfahrungen zusammen: Bau und Sprinter? Und Tag der Berufsorientierung ist doch erst morgen? Nach und nach klärte sich alles auf: Der Bausprinter ist ein Kastenwagen und stellt, reichlich bestückt, Berufe am Bau vor. Sogar ein Simulator für Baggerbewegungen hat er dabei. Wer will, kann sich da hineinsetzen und die Bewegungen eines Baggers simulieren, wobei das ganze Gehäuse schwankt, wie eben bei einem echten Bagger. Am morgigen Tag war er bereits belegt, sodass er einen Tag früher gebucht wurde. Besser so als gar nicht...

Tag 121 der Baustelle

Wie ich verschiedentlich hörte, wird das Labyrinth in Deidesheim gut angenommen. Bald wird aber niemand mehr wissen, mit welch einem faszinierenden Projekt es entstanden ist. Daher planten wir ein Hinweisschild oder eine Tafel mit Hinweisen auf das Labyrinth im Allgemeinen und auf das Projekt im Besonderen. Heute begutachteten wir einen ersten Entwurf, sprachen über die Farbgestaltung, änderten den Text ein wenig und überlegten, welche Möglichkeiten der Finanzierung es gibt. Der Entwurf gefiel mir insgesamt gut und ich freue mich darauf, ihn als Hinweisschild umgesetzt, betrachten zu dürfen.

Tag 120 der Baustelle

Zwei Assemblys waren heute in Wachenheim geplant. Ich wusste aber gar nicht, was auf dem Programm stand, als mich die Krankmeldung des Stufenleiters erreichte. So einfach auf die Schnelle zwei Assemblys aus dem Hut zaubern konnte ich auch nicht. Freilich hätte ich sie mit Themen wie Halloween und Allerheiligen, vielleicht auch mit...

 

Tag 116 der Baustelle

Ich stellte mir heute die Frage: Soll ich die Tage der Baustelle kontinuierlich durchzählen oder nur die Tage mit einbeziehen, an denen etwas am Bau geschieht? Derzeit läuft nämlich gar nichts, außer dass sich der ehemalige Kriechkeller langsam mit Wasser füllt. Das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben, denn noch höre ich nichts vom Start des Rohbaus.

Die Errichtung des Labyrinths ist immer noch nicht abgerechnet. Ich konnte bisher den Zuschuss von der Stiftung des Landkreises nicht beantragen, da mir Rechnungen und Belege fehlten. Heute war es nun soweit.

Tag 114 der Baustelle

Es gab während meiner Zeit in Funktionsstellen immer wieder Anträge auf Befreiungen, durch welche sich Schülerinnen und Schüler einen Auslandsaufenthalt ermöglichten. Die Zahl allerdings nimmt zu und heute waren gleich drei auf einmal bei mir, die ein solches Jahr vor sich haben. Kaum etwas bereichert die Entwicklung eines jungen Menschen einschneidender als solch ein Jahr in fremden Landen, bei fremden Familien und fremden Schulen und deren Systeme.

Tag 110 der Baustelle:

Zehntausend Euro sind für die Neuausstattung des Wachenheimer Computerraumes längst beantragt und genehmigt. Die knapp zehn Jahre alten Geräte kommen bei den gewachsenen digitalen Ansprüchen nicht mehr mit. Bereits das Hochfahren beansprucht immer mehr Zeit. Heute fand ich also Zeit, über neue Geräte zu beraten und einen Kostenvoranschlag einzuholen. Parallel dazu wurden in Deidesheim während der Herbstferien die restlichen Computer in den Teamräumen und an den interaktiven Tafeln auf Windows 10 umgesattelt. Auch diese Packen das neue Betriebssysteme nicht mehr. Diese Kosten sind bisher aber nirgendwo abgebildet und es bleibt meinem Geschick überlassen, irgendwo Geld dafür abzuzweigen oder aufzutreiben. Gleichzeitig hatte eine Schülerin am Wettbewerb einer Plattform mit Lernvideos teilgenommen, die bereits jetzt von einigen Lehrkräften genutzt werden sollen. Sie hat einen Besuch der beiden Filmer an der Schule gewonnen. Auch das gilt es jetzt zu organisieren. Unser außerschulischer Administrator war eigens an die Schule gekommen. Beiläufig fragte er, ob wir angesichts der Baugrube, die derzeit einiges an Wasser enthält, an die Einrichtung eines Pools dächten und ob das die richtige Jahreszeit dafür wäre. So geht man mit Humor mit einer in sich ruhenden Baustelle um!

Gestern Abend tagte der Schulelternbeirat ...

 


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"