Tag 448 der Baustelle

Das geht jetzt irgendwie rasend schnell auf der Baustelle: Bereits heute wurden die Pfeiler zwischen den künftigen Fensterelementen im ersten Obergeschoss verschalt, nachdem die „Innengitter“ bereits vorgeformt wurden. Nun stehen sie schon, zum Betonieren bereit, von den Verschalungen ummantelt da.

Und noch etwas ging schnell: Ich erhielt bereits die ersten Rückmeldungen von Fachkollegen und Fachkonferenzen zum Lernstand durch die Schulschließung. Sie sind unterschiedlich formuliert, zum Teil mit vielen Details. Aber die Rückmeldungen sind durchaus für eine zusammenfassende Stellungnahme geeignet. Ich glaube, das müsste ich zeitnah schaffen.

Tag 447 der Baustelle

Die Lust an den Podcasts lässt nicht nach, fast täglich fällt mir noch dies ein oder das. In den zwei Fünferklassen holte ich weitere Stimmen zur IGS ein. Und was haben die Kinder ihren Spaß daran, wollen ihre eigenen Aufnahmen anhören, einmal, zweimal, und lachen bei jedem Versprecher und jedem „Ähm“. Wer hätte gedacht, dass die Idee solches Feuer in mir auslöst!

Tag 445 der Baustelle

Seit dem Wochenende geht mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Ich hatte erstmals einen Podcast auf dem Smartphone angehört. Ein Kabarettist nutzte die Zeit des Lockdowns dazu, solche Podcasts aufzunehmen. Zunächst hörte ich mir alles naiv an, fragte mich aber zwischendurch: Was ist eigentlich ein Podcast? Was macht einen Podcast zum Podcast? Und schon verspürte ich einen Rechercheauftrag in mir. Folgendes habe ich herausgefunden: Der aktuelle DUDEN schreibt lapidar, dass es sich um eine dem Radiobeitrag ähnliche Audioaufnahme mit verschiedenen Themen handelt, welcher einer Reportage ähnelt. Ich folgte weiteren Hinweisen im Netz und stieß auf die Wortherkunft. Der erste Teil des zusammengesetzten Wortes pod bedeutet so etwas wie Schote, Kapsel oder Gondel (erstmals verwendet in dem Kubrickfilm 2001: Odysee im Weltraum, in welchem kleinere Raumschiffe, pods also, vom Mutterraumschiff losgelöst, eigene Expeditionen durchführen konnten). Durch das weltweit bekannte iPod erhielt der Begriff eine den Globus umspannende Verbreitung. Über die Bedeutung von broadcast stellt sich die Verbindung zu Radio und Rundfunk her, woraus sich das Schachtelwort podcast aus zwei Bestandteilen gebildet hat und zu einem inhaltlich eigenen, neuen Begriff gefügt hat. 

Tag 441 der Baustelle

Einen Tag nicht am Standort in Deidesheim – und schon geschieht Finales ohne mich: Das ganze Erdgeschoss im neuen Gebäude verfügt jetzt über eine geschlossene Decke. Der künftige Mehrzweckraum, die Toiletten auf der Hofseite und die Verwaltung wurden gestern abgedeckt. Heute waren mehr Bauarbeiter als sonst zu sehen, fast alle bewegten sich auf der geschlossenen Decke und „verzwirbelten“ die angelieferten Eisenmatten mit den nach obenstehenden Metallteilen der vorgegossenen Deckenplatten. Das verleiht der künftigen Decke die notwendige Stabilität. Schön zu sehen sind die offenen Durchbrüche, durch welche als Versorgungsöffnungen später noch Kabel und Rohre gezogen werden. Einige kannte ich aus den Bauplänen. Jetzt wird wohl bald die endgültige Decke gegossen, dann wäre der Rohbau des Erdgeschosses fertig. Zwei Bauarbeiter fügten schmälere Eisengitter zu quadratischen Gebilden zusammen. Ich meine, darin bereits die innere Armierung der Pfeiler für das erste Obergeschoss zu erkennen. Es geht voran!

Tag 440 der Baustelle

Virus hin, Virus her, ich wollte partout den Schulkanon einüben. Wenn da zu Beginn nichts grundgelegt wird, wird er verblassen und irgendwann nicht mehr erklingen. Singen in Räumen geht immer noch nicht, da aber die Sonne spätsommerlich schien, verlegte ich kurzerhand den Unterricht in den Hof. Im Freien und mit Masken ist Singen möglich. Vorher hatten wir den kurzen Text als Chor hinter Masken gesprochen. Wer kann ihn schon auswendig? Jeder Versuch einer Schülerin oder eines Schülers brachte den Text für alle nochmal hörbar ins Spiel. Einige nahmen dennoch ihren Schulplaner zur Sicherheit mit, auf dessen Rückseite das Lied angedruckt ist. Freilich erklang der Kanon dann gedämpft und ich stachelte die Kinder auch nicht zum lauten Singen an. Aerosole wären dichter vom Virus angefüllt, je lauter die Stimmer erklingt. Untersuchungen zufolge, sprüht ein „T“ am Anfang eines Wortes die meisten Viren aus. Der Text verfügt aber nicht über ein solches Wort. Immerhin brachten wir nach kurzer Zeit im Kanon zu Gehör. Einigen Kids war das Lied auch bereits von Geschwistern bekannt. Ein Mädchen, welches im vergangenen Jahr die Show mit den Young Americans besuchte, kannte ihn von diesem Abend. Wie herrlich!

Tag 438 der Baustelle

Nachdem gestern eher Ruhe auf der Baustelle herrschte, wurden heute weitere Deckenplatten geliefert und mit dem Kran auf die schon fertiggestellten Wände gelegt. Mir fiel gleich auf, dass die heutigen Platten kürzer waren als die bisher angelieferten. Kein Wunder, wie ich später feststellte, es handelte sich um die Platten, welche nur den Flur bedecken, die sind natürlich kleiner. Schließlich ist der Flur nicht so breit wie der Mehrzweckraum. So kann es weitergehen, jeden Tag ein Fortschritt. Bin immer noch gespannt, wann die Decke ausbetoniert wird, denn dann wird einige Tage wohl eher wenig passieren, bis der Beton ausgehärtet (oder sagt man bautechnisch besser getrocknet?) ist.

Tag 434 der Baustelle

Als ich heute Morgen den sonnendurchfluteten Flur erreichte, stand bereits ein Tieflader mit weiteren fertig betonierten Deckenplatten in der Baustelle. Die „verkehrsberuhigten“ Baustellenanlieferungen fanden bisher also wirklich alle außerhalb der Hofzeiten mit Schülern statt. Stimmte also, dass wir die 80.000 Euro teure Brücke, die ja ursprünglich geplant war, nicht benötigen. Ist doch eine gute Nachricht. Möge es so bleiben!

Tag 433 der Baustelle

Gut und gerne kann ein solcher Tag als Hammertag bezeichnet werden, und das auch ohne ein durch eine Operation am Kreuzband geschwächtes Knie.  Es begann ja ganz gemütlich: zwei Stunden Musik in Klasse fünf mit dem zweiten erfolgreichen Einsatz meiner Bluetooth-Box und Verzehr des ebenfalls zweiten Gewinner-Kuchens. Dabei mussten wir uns schon sputen, denn der Fotograf war heute eigens angereist (Autokennzeichen: EU für Euskirchen?), um sowohl in Wachenheim als auch in Deidesheim die neuen Schülerinnen und Schüler zu fotografieren. Mit im Angebot sind dabei die Schülerausweise. Die sonst üblichen Klassenfotos fielen in diesem Jahr Corona bedingt aus. Allerdings lag unser Termin mitten in der Pause, sodass ich die Stunde früher beendete und die Pause vorzog. Hinzu kam dadurch für mich die Pausenaufsicht. Pünktlich um zehn Uhr kam unsere Referentin der Schulaufsicht. Sie wolle ein Gespräch zur künftigen Personalplanung nicht am Telefon führen. Auf meinen Hinweis, ich hätte Unterricht am Standort Wachenheim, entgegnete sie: „Schön, dann komme ich dorthin, denn da war ich ja noch nie.“ Wenn zwei eloquente Menschen ein Gespräch führen, darf ein Blick auf die Uhr nicht ausbleiben, denn es folgten für mich die nächsten beiden Musikstunden, erneut mit Gewinnerkuchen – kalorienreicher Unterricht! – aber auch sehr schön mit Vorspielen eigener Instrumente: ein Saxophon und zwei Querflöten erklangen im Klassensaal. Zwei Mädchen und ein Junge hatten ihre Instrumente mitgebracht und wollten der Klasse zeigen, was sie bereits alles an Tönen hervorzulocken in der Lage waren. Damit die Vorspiele einen etwas volleren Klang ergaben, begleitete ich die Stücke mit Akkorden auf der Gitarre. Wunderbares, ad hoc entstandenes Musizieren.

Tag 432 der Baustelle

Die eigentliche Nachricht des Tages, die von ihrer Wirkung und ihrer erlösenden Botschaft für einen ganzen Tag ausgereicht hätte, lautet: Die Schülerstatistik ist fehlerfrei hochgeladen! Seit Tagen versuchen die Verantwortlichen die 851 Schülerinnen und Schüler datentechnisch mit dem neuen Verwaltungsprogramm edoosys, das für alle Schulen verpflichtend eingeführt wurde, einzupflegen. Immer wieder tauchten Probleme auf. Wie können in diesem neuen Monsterprogramm, das für alle Schulen und Schulformen kompatibel sein soll, unsere Wahlpflichtfächer abgebildet werden? Wie unser Differenzierungsmodell? Weshalb konnten nicht alle Klassen aus dem alten Programm überspielt werden, wie es doch versprochen war? Weshalb sind jetzt die Niveaus nicht fehlerfrei übernommen? Und so weiter und so fort, bis kurz vor dem Verzweifeln. Und das alles unter Zeitdruck, denn wie für den Gliederungsplan ist am kommenden Freitag 11 Uhr der letzte Termin zum Hochladen. Mit einem weithin hörbaren Jubelschrei und zwei in die Luft gestreckten Fäusten entlud sich die Anspannung der letzten Tage.   

Tag 431 der Baustelle

Sehr gespannt war ich heute auf meine Musikstunden, denn ich wollte etwas für mich völlig Neues ausprobieren. Die offenstehenden Türen ermöglichen viele Eindrücke in den Unterricht. Nein, ich meine nicht einen kontrollierenden Blick des Schulleiters, der durchs Haus schleicht. Mich fasziniert der kurze Blick, wenn Schülerinnen und Schüler still arbeiten, wenn ich eine Gruppenarbeit erhasche, wenn ich im Vorbeigehen eine Präsentation sehe oder wenn ein kurzer Gruß gerufen wird. Herrlich! So fiel mein Blick in eine Musikstunde im Stuhlkreis auf eine Bluetooth-Box, die einfach mit dem Mobiltelefon verbunden war. Mit nur wenigen Fingerdrücken erklangen alle möglichen Musiktitel, je nachdem, was zuvor im Handy gespeichert wurde.