Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch
Donnerstag, 19. November 2020
Tag 499 der Baustelle
Im Gegensatz zu gestern wollte unser Referent das Netzwerktreffen der Gesamtschulen im Bereich Neustadt Mitte als Präsenzveranstaltung durchführen. Also machte ich mich seit sehr langer Zeit mal wieder auf, diesmal nach Frankenthal. Wie schön, die Kolleginnen und Kollegen zu treffen, live, in Farbe und präsent. Ich nutze eine Regel weidlich aus: Wenn man isst, so ja auch bei uns in den Pausen, genügt der Abstand, die Maske kann dann runterrutschen. Also schaute ich, dass ich mich reichlich am Kuchen labte. Inhaltlich nahm erneut der Virus die Tagesordnung in Beschlag. Alle berichteten von der Situation an ihrer Schule, wie sie diesen Handhaben und welche Erfahrungen sie etwa mit den verschiedenen Gesundheitsämtern gemacht haben.
Ich gewann den Eindruck, dass wir sowohl, was die Anzahl angeht, als auch was die Zusammenarbeit angeht, im Verhältnis ganz gut dastehen. Dennoch konnte ich mir, ja, fast eine kleine Predigt, nicht verkneifen, etwa in der Art: Ich möchte dem Virus nicht die Möglichkeit einräumen, innerlich von mir Besitz zu ergreifen. Ich lasse mir weder die gute Laune, noch die Freude an meinem Lehrer-Dasein nehmen. Wir sind doch Pädagogen und verfolgen einen Erziehungsauftrag. Gerade Kinder – und ich möchte ergänzen: auch Kollegien – bedürfen in dieser Zeit einer positiven Orientierung, starke und humorvolle Vorbilder sind da gefragt. Nur klagende und schier verzweifelnde Menschen helfen derzeit niemandem. Ja, die Einschränkungen sind in der Außenwelt da, aber innen müssen wir frei bleiben, müssen wir wir bleiben, dürfen doch nicht kapitulieren, auch wenn das Leben eine ganze Reihe von Gewohntem derzeit nicht bietet. Und bitte: Wir müssen eine Pandemie bewältigen und sind weder einer Katastrophe ausgesetzt, noch befinden wir uns im Krieg!
Am Ende verabschiedete sich eine Kollegin mit den Worten: Das war mein letztes Netzwerktreffen mit euch, im Februar wechsele ich in den Ruhestand. Georg, das trifft doch bei dir auch zu. Nein, nein, mein Termin liegt erst im Juli. Bis dahin wird es aber dennoch kein weiteres Treffen geben. Also war es doch mein letztes Treffen, was mir gar nicht klar war. Und erneut die Frage, ob ich nicht verlängern wolle. Nein, das steht nach wie vor nicht an.