Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

 Tag 108 der Baustelle:

Donnerwetter, da ist ein ganz schöner Hype in der Schülervertretung! Heute Morgen waren die beiden Schülersprecher bei mir und berichteten von der SV-Tagung, von neuen Arbeitskreisen, von weiteren Vorhaben-Chapeau, meine Lieben! Wenn das anhält, können wir uns sehen lassen. Wobei das anscheinend jetzt schon der Fall ist. Einer der beiden hatte in den Herbstferien noch eine Fortbildung zum SV-Berater absolviert und berichtet, wie stolz er auf unsere Schule sei, er hätte da von Schulen Dinge gehört, die bei uns gar kein Thema seien, weil so Vieles von Schülerseite bereits angestoßen sei und laufe.

Tag 106 der Baustelle:

Schulbeginn an beiden Standorten bedeutet immer Post, Post, Post. Erstaunlich, wie viel Papier sich da innerhalb von zwei Wochen ansammelt. Wenn ich mir allein die eingegangene Werbung dabei anschaue, kommt mir der Regenwald in die Gedanken. Was könnte da nicht an Papier einspart werden! Und einige Umschläge erkannte ich vom jeweils anderen Standort, weil wir auch noch doppelt beliefert werden.

Gleich am ersten Schultag war ich in den Bauausschuss des Kreises geladen, denn der erste Tagesordnungspunkt befasste sich mit dem aktuellen Stand der Baumaßnahme „IGS Deidesheim/Wachenheim“, da sollte der Schulleiter dabei sein. Es war schön zu erleben, wie Architekten und ich uns die Bälle zuspielen konnten. Ich glaube, das hinterließ eine besondere Note, vor allem, weil wir es auch nicht an Humor fehlen ließen. Allerdings fiel angesichts der Fertigstellung in zwei/drei Jahren wieder der Satz: „Herr Dumont wird das Ende der Maßnahmen nicht im Dienst erleben. Wir arbeiten da an einer Verlängerung!“ Aktuell herrscht nun wieder Ruhe auf der Baustelle, denn der Baubeginn verschiebt sich auf „Anfang 2020“, Ende des Zitates. Wer hatte auch geglaubt, dass es keine weiteren Verzögerungen geben wird…

Tag 101 der Baustelle:

Beim heutigen Besuch der Schule sah ich: alles gut, die Mauer ist wieder ausgebessert, die vom Bagger gerissenen Löcher wieder zugemauert. Seltsamerweise sind aber die Türen für den Durchgang in den hinteren Hof, der eigentlich erst bei der Einrichtung der Baustelle vorne geöffnet werden sollte, bereits ausgehängt und die Wasserrohre sind frostgeschützt verputzt. Hmm, das wird wieder einer zusätzlichen Pausenregelung bedürfen.

Vom Standort Wachenheim hörte ich ebenfalls seltsame Dinge. Dort war der Kampfmittelräumdienst großflächig tätig mit gepanzertem Bagger und Metallsucher. Zwar war mir bekannt, dass die Sportanlage hinter dem Schulgebäude erneuert werden sollte, aber niemand hatte mir über diese Maßnahmen informiert. Die Anwohner scheinen auch nicht informiert gewesen zu sein, denn sie fragten beim Ordnungsamt nach, was da quasi in ihren Vorgärten passiere, ob sie denn auch evakuiert werden müssten. Auch das Ordnungsamt „fiel aus allen Wolken“ und eine Vertreterin machte sich gleich auf den Weg. Als Erklärung stellte sich heraus, dass es eine neue Vorschrift gibt, die bei allen Bodenarbeiten eine Prüfung hinsichtlich Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg vorschreibt. Der Hintergrund hierfür ist plausibel: Bisher enthielten die Gewinde der Zünder immer noch ausreichend Schmierstoffe, so dass sie, mehr oder weniger problemlos, entfernt werden konnte. Durch die langen Jahre und die fortschreitende Korrosion verschwänden diese Schmierstoffe immer mehr und künftig könnten gefundene Bomben nur noch vor Ort und kontrolliert gesprengt werden. Welch ein Aufwand muss da jetzt betrieben werden, wobei die Schule ja in den sechziger Jahren gebaut wurde, so dass damals schon „viel Boden“ bewegt wurde und sicherlich tiefgreifender als bei der Sanierung der Sportanlagen. Doch Vorschrift ist Vorschrift. Viel Aufregung also und gefunden wurde nichts. Allerdings ähnelt das bisher mit Gras bewachsene Gelände hinter der Schule derzeit eher einer Kraterlandschaft.

Sonst herrschte Ruhe während der Ferien. Lediglich eine Scheibe wurde am Standort Deidesheim zum Alla-hopp-Platz eingeschlagen. Aber kein Einbruch, lediglich, aber das reicht auch aus, Vandalismus. Wieder ist ein Fenster mit einer Holzplatte verschlossen.

Tag 96 der Baustelle:

Vergangene Nacht hatte ich einen seltsamen Traum: Ich besuchte die Schule und stand vor der mit weißen Steinen gebauten Stützmauer. Der Rest des alten Mauerwerkes war abgerissen und die ganze Giebelseite nach Osten hin war eine helle Fläche. Aber irgendetwas, das ließen die nächtlichen Bilder aber offen, stimmte da nicht. Eine seltsam unstimmige Atmosphäre ging damit einher.

Heute nun fuhr ich auf dem Weg nach Neustadt (aus Neugierde?) an der Schule vorbei. Der Bagger war noch da, der Abrissschutt lag noch nicht sortiert vor dem Gebäude. Die Mauer strahlte wirklich hell. Aber was war das? An drei Stellen hatte der Bagger Löcher in die neue Stützmauer gerissen, eine Ecke war ebenerdig ganz weg. „Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte!“, hörte ich den Baggerfahrer sagen. Aber das Gerät sei ja schon alt und nicht mehr auf dem neuesten Stand. Jetzt wird erstmal Flickarbeit notwendig sein, um die klaffenden Löcher wieder zu schließen. Bei genauem Hinsehen entdeckte ich auch eine gebogene Furche in den neuen Steinen. Vermutlich hat der Abrissmeißel hier die Mauer auch geschrammt.

 

Tag 89 der Baustelle:

Bereits um 7.15 Uhr fuhr das – ja, wie heißt diese Maschine? – Pumpenfahrzeug auf den Schulhof. Ein LKW mit einem hoch ausfahrbaren Arm mit einem Schlauch dran, um dadurch angelieferten Beton dahin zu pumpen, wo er landen soll und sei dies im zweiten Obergeschoss. Pünktlich eine halbe Stunde später war der Betonmischer da und es brummte bis in mein Büro hinein. Die mehrfach erwähnte Stützmauer an der Abrisskante hinterließ durch die Größe der verwendeten Steine ein Lücke.

 Tag 86 der Baustelle:

Zwei unspektakuläre Tage brachten nur Alltag, darf ja auch mal sein. Aus diesem „normalen“ Geschäft ragte die Kündigung einer Honorarkraft im Ganztagesbetrieb hervor, die jetzt wieder ein Loch reißt. Finden wir niemand anderes, bedeutete dies ein Einschränkung des Angebots. Das wäre schade und würde wieder zu größeren Gruppen führen. Also: Suchen!

Tag 82 der Baustelle:

Nach über zehn Jahren kann durchaus mal etwas Auffrischung oder eine Modernisierung her. Seit geraumer Zeit arbeiten wir (Ich bin auch hie und da involviert) an einer neuen Version unserer Schulhomepage. Technische Entwicklungen, etwa eine Version für Tablets und Smartphones, und vor allem Bedürfnisse an ein modernes Layout werden die Arbeit einmal in eine Gewinnzone überführen. 

Tag 80 der Baustelle:

Die Endabrechnung des Wochenendes lässt noch auf sich warten, da ich noch nicht alle Quittungen habe. Aber es sieht bisher nicht schlecht aus und ich denke, wir landen nicht im Minus.

Ein erster Wandertag ermöglichte es dem Schulleitungsteam erneut etwas länger, ungestörter und in wechselnden Gruppen zu arbeiten. Der größte „Brocken“ war dabei die neue Dienstordnung. Natürlich ist sie längst bekannt und veröffentlicht, schon klar. Aber was bedeutet sie für unsere Schule? 

Tag 78 der Baustelle:

Natürlich hatte ich mit dem Schulleiter vereinbart, dass ich nicht zur ersten Stunde in der Schule sein müsse. Als ich später dann ankam, war gerade der Kreisvertreter mit einem besonderen Reinigungsmittel da und kippte es in die Putzmaschine. Gespannt warteten wir auf das Ergebnis. Beileibe nicht zufriedenstellend. Ich fuhr dann zur Bank, um die Rechnung an die YA zu überweisen, immerhin knapp 7,000 Euro. Rechnet man die weiteren Unkosten hinzu wie Mittagessen, Getränke, Würstchen und dergleichen mehr, werden nicht ganz neuntausend Euro umgesetzt. Und da ist der Förderverein noch nicht mit eingerechnet.

Tag 77 der Baustelle:

Eigentlich sollte ich den Sonntagvormittag „YA-frei“ haben. Außerdem hatten sie sich erst für halb elf angemeldet. Doch schon nach dem Aufwachen sah ich, dass eine SMS auf meinem Handy blinkte. Eine Gastmutter hatte mir geschrieben, dass auch bei ihrer Amerikanerin die Pusteln aufgetreten seine. Da deren Eltern wohl Ärzte seien und sie zu Hause angerufen hatte, forderten die Eltern, dass sie einen Arzt aufsuchen solle. In der Nacht zu einem Sonntag? Sie einigten sich darauf, bis zum Morgen zu warten. Und dann die gleiche Auskunft: Allergie und auch wieder diese Bettwanzen, von denen ich noch nie gehört hatte!
Wir versuchten die Company-Managerin zu erreichen, die solle als Verantwortliche die weiteren Schritte entscheiden. Und dann später der Anruf meines Kollegen: Noch zwei weitere YA hatten diese Pusteln. Sie führen jetzt in die Hautklinik nach Mannheim, um Klarheit zu erlangen. In vier Familien gleichzeitig Bettwanzen? Sehr unwahrscheinlich, dann doch eher der Bus. Ich hielt mich bereit und tatsächlich klingelte das Handy kurze Zeit später und ich musste nach Wachenheim. Allerdings gab es nicht viel zu regeln, aber meine Anwesenheit war vielleicht der beruhigende Punkt. Auch die Klinik diagnostizierte nichts Anderes. Eine weitere Gastmutter erklärte sich bereit, dass die inzwischen vier Studenten bei ihr duschen könnten und sie auch alle ihre Kleider waschen und trocknen würde. Ein Ratschlag aus der Hautklinik. Was würden wir nur ohne diese Eltern anstellen! 


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"