Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Tag 262 der Baustelle und Tag 3 der Schulschließung

Das Land legte weiter fest, dass trotz der Schließung der Schulen eine Notbetrauung für „systemrelevante Berufe“ eingerichtet werden müsse. Wie hoch ist da der Bedarf bei uns? Wie organisieren wir das? Ich stellte eine Nachricht auf die Homepage und bat darum, sich im Bedarfsfall per E-Mail bei mir zu melden. Weiter hieß es: Der Unterricht wird nach Hause verlagert und Arbeitsaufträge werden vergeben. Nun hatten wir Schülerinnen und Schüler ja bereits vorsorglich darauf hingewiesen, ihre Arbeitsmaterialien mit nach Hause zu nehmen. Nur der Standort Wachenheim war wegen der Quarantäne die Woche zuvor bereits geschlossen. Den Begriff Zugangskontrolle legten wir jetzt so aus, dass für jede Klasse in Wachenheim ein fester Zeitabschnitt eingerichtet wurde, in welchem die Materialien abgeholt werden konnten. Das lief famos, immer tauchten nur einzelne Eltern oder Kinder auf, verschwanden kurz im Gebäude, wo auf den Fluren Lehrkräfte bereitstanden, um eine Auge auf das Geschehen zu werfen und eventuelle Ansammlungen auflösen sollten. Alles sehr befremdlich, aber es funktionierte bestens.

Tag 260 der Baustelle und Tag 1 der Schulschließung

Was war das für eine seltsame Stimmung, als die einzelnen Lehrkräfte sich zur Dienstbesprechung einfanden. Zuvor hatte sich das Schulleitungsteam bereits getroffen und die Situation beleuchtet. Worauf kommt es jetzt an? Was ist der erste Schritt? Welcher muss dann folgen? Wir gestalten wir die Zeit der Schulschließung? Da Versammlungen mit über 70 Personen ausgesetzt wurden (Was begründet ausgerechnet diese Zahl?), hatten wir uns anschließend in der Turnhalle versammelt. Jeder brachte seinen Stuhl aus der Mensa mit und setzte sich nun mit einem Mindestabstand verstreut, sodass nahezu in die ganze Halle ausgenutzt wurde. Leinwand, Beamer und Sprechanlage hatte der Hausmeister auf die Schnelle hier aufgebaut.

Tag 258 der Baustelle

In der Sitzung der engeren Schulleitung erstellten wir zunächst eine Liste der Dinge, die nun zu regeln sein werden. Vorne weg die Ansage der Ministerin, dass zwar der schulische Unterricht ausgesetzt sei, nicht aber das Arbeiten an sich. Die Schulen würden den Kindern und Jugendlichen Material zukommen lassen. Das sagt sich so einfach, muss aber organisiert werden mit Antworten auf folgende Fragen: Wer erstellt die Aufgaben für welchen Zeitraum? Wie gelangen diese zu den einzelnen Familien? Wie gestaltet sich das Beurteilen? Am besten erschien uns, dass wir eine einzige Lieferung bis zu den Osterferien rausgeben, dass alle Bewertungen nach den Ferien stattfinden sollen, dass die Fachlehrkräfte die Materialien an die Tutoren senden und diese dann am Mittwoche zentral mit einem einheitlichen Elternbrief an die Familien über die Klassenverteiler geschickt werden.

Tag 257 der Baustelle und Tag 6 der Quarantäne

Die Zahl der Kontakte zur Schule stieg heute wieder enorm an. Den ganzen Vormittag über waberte die Meldung durch Funk und Internet, dass ab Montag alle Schulen in Rheinland-Pfalz geschlossen würden. Ich schaute von zu Hause aus immer wieder auf die Seite der Schulaufsicht, aber es gab noch nichts Offizielles zu vermelden. Die Gerüchte verdichteten sich aber. Sogar von einer Verschiebung des mündlichen Abiturs war immer wieder die Rede. Für 16.30 Uhr sei aber eine Pressekonferenz der Ministerpräsidentin angesetzt, welche Genaueres bekanntgeben sollte. Vorsichtshalber gaben wir aber durch, dass die Schülerinnen und Schüler aus Deidesheim all ihre Arbeitsmaterialienmit nach Hause nehmen sollten. Sollte sich die Schließung bewahrheiten, könnten die Kids wenigstens mit Aufgaben versorgt werden und im „Home-Schooling“ arbeiten.

Tag 256 der Baustelle und Tag 5 der Quarantäne

Während Quarantänezeiten, ist nicht viel zu notieren. Die Schule läuft dank eines aktiven Teams, auch die Anrufe und E-Mails wurden deutlich weniger. Termine kann ich ja eh keine wahrnehmen. Die beiden geplanten Assemblys in Wachenheim fielen natürlich aus, ebenso der Besuch einer Prüfungslehrprobe, welcher in meinem Kalender stand. Dabei bin ich eigentlich unbeschadet durch die Inkubationszeit gekommen, denn mein Kontakt fand definitiv am Aschermittwoch statt.

Tag 254 der Baustelle und Tag 3 der Quarantäne

Meine erste Erfahrung ist seit gestern: Quarantänetage sind keine Ferien. Zwischenzeitlich machte ich gar den Vorschlag, eine der Sekretärinnen zu mir nach Hause anzuordnen, so oft klingelt das Telefon oder erreichen mich E-Mails. Selbst wenn sich der Schulleiter in Quarantäne, befindet, muss die Schule weiterlaufen. Ich hole mir auch immer die neuesten Informationen, denn immerhin geht es einem Viertel des Kollegiums wie mir und ich staune, dass in dieser Situation die Schule überhaupt einen einigermaßen geregelten Ablauf hinbekommt.

Tag 252 der Baustelle und Tag 1 der Quarantäne

Die Liste mit Kategorie I-Lehrkräften ging heute raus. Bereits am Vormittag hatte ich die meisten Rückmeldungen gesammelt und sie ans Gesundheitsamt geschickt. Das bedeutete, dass wir gerade mal 17 Stunden gebraucht haben, um alle mutmaßlichen Kontaktpersonen ausfindig zu machen und sie zu informieren. Hoffnung machte auch, dass wir die Gruppe ziemlich genau eingrenzen konnten. Die Grundschule wurde als Vorsichtsmaßnahme ebenfalls geschlossen, besuchten doch auch Geschwister der sowieso in Quarantäne befindlichen Kita-Kinder die Schule.

Tag 251 der Baustelle

Eigentlich ein Novum: Meine Frau brachte mir das Mobiltelefon in meine Kemenate unterm Dach, wo ich mich gerade etwas niedergelegt hatte. „Da ruft dauernd jemand aus Bad Dürkheim an. Ich habe die Mailbox schon mal abgehört. Das Gesundheitsamt bittet dringend um Rückruf“, meinte sie. Ein Amt ruft samstags an? Da muss was los sein.

Tag 250 der Baustelle

Gestern tagte der Förderverein mit der Abiturfeier als Hauptpunkt. Klar, wir können bereits auf drei dieser Veranstaltungen zurückblicken, aber dennoch ist es gut, wenn alle einzelnen Punkte nochmal durchgesprochen werden. Wer besorgt was? Wir viele Kassen mit Wechselgeld benötigen wir? Wer besorgt und bezahlt den Sekt für den Empfang? Wann kommt der Caterer und benötigt er die weißen Tischdecken und so weiter und so fort. Aber auch hier stellte sich ein guter Jahrgang vor: Alles war von Schülerseite her bestens organisiert. Klasse!

Tag 248 der Baustelle

Gestern genoss ich den ersten „Gewinnerkuchen“. Ich hatte ihn vor den Winterferien beim Spiel „Verbotener Rhythmus“ gewonnen und das Mädchen, das ihn backen wollte, hatte wirklich über die Ferien hinweg daran gedacht. Herrlich und Danke!


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"