Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Tag 309 der Baustelle und Tag 1 der schrittweisen Öffnung der Schulen

Wie lange stand das Schulgebäude nun ohne Schülerinnen und Schüler da? Gefühlt sicherlich länger als die 49 gezählten Tage. Wie auch immer: Heute endete die Zeit und die ersten Lernenden der A-Woche kehrten zurück – ein Vorgang, der mich an die Rückkehr der Singvögel nach dem Winter erinnerte, plötzlich sind sie da, tirillieren und zwitschern morgens im Garten, als wären sie nie weg gewesen. Allerdings kommen sie stets ohne Mund-Nasen-Schutz an. Ob sich die Jugendlichen an die zuvor bekannt gemachten Hygieneregeln halten werden? Wir hatten die Tutor/-innen gebeten, bereits um 7.45 Uhr an den entsprechend geöffneten Eingangstüren zu warten und die Schülerinnen und Schüler, auf die Abstandsregeln hinweisend, abzuholen. Mit Spannung beobachtete ich die Szenerie von meinem Büro aus, wo der Kaffee bereits um diese Zeit durchgelaufen war. Ich war fasziniert von der Disziplin! Zuvor hatten mich einige Frühankommer freudig begrüßt. In der Regel waren alle, die ich gesprochen hatte, waren erleichtert, dass die „Einsamkeit zu Hause“ ein Ende gefunden hatte. Sogar die eigens angefertigten Ständer mit Desinfektionsmittel wurden vor dem Betreten genutzt, wie die Hausmeister von ihrer Loge aus beobachtet haben. Soweit also ein durchaus gelungener Start.

Tag 308 der Baustelle und Tag 49 der Schulschließung

Pünktlich um drei Uhr nachmittags fuhr ich den Parkplatz der Kreisverwaltung an. Natürlich war ich nicht der einzige, sogar das Ordnungsamt einer Gemeinde war da. Da war wohl niemand sonst bereit, sonntags nach Bad Dürkheim zu fahren. Ich fand einen Karton vor, der unsere Masken bereithielt. Holla, mit Landeswappen und dem Hashtag Wefightcorona. Na die werden wohl reißenden Absatz finden. Allerdings sind es nur einlagige Masken und damit nicht so hochwertig. Diejenigen, die für Bus und Bahn notwendig und höherwertiger sind, soll es direkt in den Verkehrsmitteln geben. In solchen Zeiten wechseln die Informationen schnell und Flexibilität ist gefragt. Ich brachte den Karton gleich noch zur Schule, was soll er denn bei mir rumstehen.

Tag 306 der Baustelle und Tag 47 der Schulschließung

Eigentlich war ich schon Feiertagsstimmung gestern Abend. Doch wie gewohnt ist die E-Mail-Adresse für Schulleiter immer wieder mal Anlaufpunkt. Es könnte ja was Neues geben. Und tatsächlich, um kurz vor sechs Uhr erreichte mich die Nachricht, dass das Land fast soweit ist, ein Web-Konferenzsystem anzubieten. Das würde es ermöglichen, mit Schülerinnen und Schülern, aber auch als Team oder anderen schulischen Gruppen per Video-Schaltung zu konferieren. Eigentlich gibt es das bereits bei vielen Anbietern, aber hier ist der Datenschutz durch das Land garantiert. Gerade gestern las ich, dass eine weitere Plattform nicht sicher sei und Daten unbefugt weitergegeben wurden. Eben diese Plattform wurde daher nun als ungeeignet deklariert und in Baden-Württemberg für Schulen sogar verboten. Also lag ich mit meiner Skepsis gar nicht so falsch.

Tag 304 der Baustelle und Tag 45 der Schulschließung

Nochmals Konzentration auf alles: Wie kann die Zahl der Schreiben für die Homepage zusammengefasst werden? Wo stecken doppelte Informationen drin? Was muss zusätzlich ans Kollegium, um am Montag durchstarten zu können? Ich wollte auch ein eher grundsätzliches Schreiben an die Eltern richten, das noch zu formulieren war.

Tag 303 der Baustelle und Tag 44 der Schulschließung

Das wäre ja was, wenn jede Schule bei einem solch ansteckenden Virus „vor sich hinwurschteln“ könnte. Da sind in erster Linie die Schulträger gefragt, vereint mit den jeweiligen Gesundheitsämtern. Die heutige Schulbegehung war bereits letzte Woche angekündigt worden, wegen des engen Zeittaktes nicht verschiebbar, denn alle Schulen im Landkreis sollten begangen werden, um die getroffenen Maßnahmen eventuell nachjustieren zu können. Also fuhr ich erstmal nach Wachenheim, wo die Begehung beginnen sollte. Für uns zunächst nicht mit der Priorität eins versehen, da die IGS am Standort Wachenheim noch gar nicht öffnet. Aber da ist ja noch die Grundschule im Gebäude und bei den kleinen Kindern ist nochmal größere Sorgfalt vonnöten. Wie ist das mit der Querlüftung bei lediglich kippbaren Fenstern? Wie sind die Laufwege zu verdeutlichen? Wie viele Kinder dürfen gleichzeitig in die Toiletten? Wo stehen zusätzliche Desinfektionsständer am sinnvollsten? Und dergleichen mehr. Alles schien wie geplant umgesetzt, auf nach Deidesheim.

Tag 302 der Baustelle und Tag 43 der Schulschließung

Da hat die Zahl der Baustellentage mal gerade die dreihunderter Marke überschritten – und schon steht ein kleiner Bagger auf dem Schulgelände. Ich erkannte ihn gleich wieder, denn dieses kleine Baugerät hat im letzten Jahr den Boden für das Labyrinth vorbereitet. Heute hub er an verschiedenen Stellen acht Löcher aus, eine Frau mit Glasröhrchen sammelte etwas von dem Aushub ein, anschließend wurde das Loch wieder zugeschüttet. Da staunt der Schulleiter, muss neugierig nachfragen und bekam heraus, dass für den kommenden großen Aushub Proben entnommen werden. Um die Erde aus der künftigen Baugrube entsorgen zu können, muss sie schadstofffrei sein. Daher würde jetzt an verschiedenen Stellen Erde entnommen, die dann in einem Labor untersucht würde. Festgestellt wurde (jetzt erst?), dass weite Teile des Geländes aus Sand besteht. „Der muss komplett abgetragen werden und mit festem Baugrund ersetzt werden!“, meinte der Baustellenleiter aus Mainz. Wer baut schon eine Bildungseinrichtung auf Sand?

Tag 298 der Baustelle und Tag 39 der Schulschließung

Langsam gewöhne ich mich daran, dass wichtige Entscheidungen und E-Mails des Landes am Abend ankommen. Daher schaue ich immer nochmal vor der Tagesschau in den Posteingang für Schulleiter. Heute musste einfach noch was kommen, schließlich wurde gestern beschlossen, die Schule zumindest teilweise wieder zu öffnen. Meine Erwartungshaltung hatte sich bestätigt: Mit der Sendezeit 19.45 Uhr war ein Schreiben aus dem Ministerium angekommen. Die Abschlussjahrgänge sollten ab Montag zurückkommen, natürlich unter strengen Vorsorgemaßnahmen. Zum einen dürfen die Lerngruppen maximal fünfzehn Schülerinnen und Schüler umfassen. Das bedeutet, dass alle Klassen halbiert und in einer A- und einer B-Woche unterrichtet werden...

Tag 296 der Baustelle und Tag 37 der Schulschließung

Tja, so kann es gehen: Gestern Abend erreichte die Schulen ein Elternbrief, der auf gewohntem Weg zu verbreiten sei. Ich stellte ihn gleich auf die Homepage der Schule. Niemand soll sagen können, die Informationen seien nicht rechtzeitig bekannt oder gar hinausgezögert worden. Aber seltsam mutet mich an, dass die Eltern vor den Schulleitungen informiert sind. Allerdings kam das Schreiben vom Präsidenten der Schulaufsicht in Trier. Vielleicht sind dort die Wege kürzer und die Drähte nicht so heiß. In dem Brief standen einige konkrete Hinweise, die wir selbst noch gar nicht hatten. Da ist von einer Woche A und einer Woche B die Rede, in welcher jeweils eine halbe Klasse unterrichtet werden soll. Die maximale Anzahl pro Klassenraum ist auf 15 festgelegt. Dadurch kann ein ausreichend großer Abstand in den Klassenräumen hergestellt werden. Das mag in den Jahrgängen 9 und 10 gelingen, bei der ausdifferenzierten Kurswahl in der Oberstufe ist dieses Modell nicht durchzuhalten, da Lernende in verschiedenen Lerngruppen zusammengefasst sind. Die kann man nicht einfach halbieren und im Wochenwechsel kommen lassen. Und was ist mit Kursen, die sowieso nur mit zwölf Schülerinnen und Schüler besetzt sind? Werden die auch geteilt, kommen die wöchentlich? Warten wir mal ab, was aus dem Ministerium zu hören sein wird. Hoffentlich lässt die erläuternde Botschaft nicht allzu lange auf sich warten!

Tag 295 der Baustelle und Tag 36 der Schulschließung

Was den Schülerinnen und Schülern fehlt, der gewohnte Kontakt zu Menschen aus dem Alltag, das konnte ich heute – ja, genießen. Wir hatten alle Lehrkräfte wieder zu einer Dienstbesprechung in die Turnhalle geladen, die allermeisten hatte ich ja zum letzten Mal zu eben einem solchen Anlass am selben Ort vor zwei Wochen gesehen. Offiziell galt es ja zunächst, die fortdauernde Schulschließung bekannt zu geben und die daraus resultierenden Details und Aufgaben. So setzten wir fest, dass die Tutorinnen und Tutoren nun zu allen Kindern und Jugendlichen ihrer Klassen telefonisch Kontakt aufnehmen sollen, sofern dies noch nicht geschehen war. Es galt ebenfalls, die neuen Aufgabenpakete zu besprechen, die wiederum per Mail verschickt werden sollten, bis die Mediengruppe die landeseigene Plattform Schulbox für unsere Schule für alle Jahrgänge eingerichtet haben wird. Erste Informationen zu ihrer Handhabung wurden heute schon angesprochen.

 

Tag 291 der Baustelle und Tag 32 der Schulschließung

Die Spannung war angesichts der Unsicherheit groß genug und gebannt wartete ich gestern auf die Pressekonferenz der Ministerpräsidentin. Nun ist es also raus: Die Schulen bleiben geschlossen und doch öffnen sie auch wieder, allerdings nur schrittwiese. Der Vorschlag des Robert-Koch-Instituts hat also Gehör gefunden: Zunächst beginnen ab 4. Mai die Klassen, die im kommenden Jahr vor einem Abschluss stehen. Die Option, am 27. April bereits zu beginnen, betrifft uns nicht, denn die diesjährigen Abiturprüfungen sind an allen G9-Gymnasien und IGSn bereits abgeschlossen. Das heißt:


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"