Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Ostermontag, 13. April 2020


Tag 288 der Baustelle und Tag 29 der Schulschließung

Ein Osterfest der anderen Art. Lediglich zu viert durchstreiften wir in diesem Jahr den Garten, um die bunten Eier, Hasen und Kleinigkeiten zu suchen. Auch der sonst für zahlreichere Menschen zubereitete Brunch war mangels Teilnehmer stark reduziert. „Ich vermisse meine Geschwister und die Oma aus Saarbrücken“, lautete der Kommentar meines Sohnes. Auch der eine oder andere Schulfreund kamen in diesem Zusammenhang schon mal vor. Ohne wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Aspekt sind dies wohl die spürbarsten Auswirkungen in dieser so seltsamen Zeit. Das konnte auch die digitale Verbindung über die Mobiltelefone nur ein kleiner Ersatz sein, wenngleich Bilder vom Frühstück in und nach Bremen hin und her gesandt wurden. Auch ein Kollege schrieb mir, dass seine Kinder „…vor allem ihre Freunde und den sozialen Kontakt vermissen und nicht den verpassten Schulstoff“.

Und vielleicht werden wir alle daraus lernen können. Mir sind die Worte aus der Osteransprache des Bundespräsidenten noch im Ohr. Wir fühlten uns zu sehr unantastbar und stark und nun hat ein winzig kleines Virus uns an den Rand gedrängt. Es geht eben nicht mehr „nicht immer schneller, höher, weiter“. Das einzige Augenmerk auf die Gewinnmaximierung gelegt zu haben, rächt sich jetzt. Wenn etwa die Herstellung von Atemmasken zu Spottpreisen in andere Länder verlegt werden, sind sie in solchen Zeiten im eigenen Land nicht verfügbar. Da werden die Grenzen oder Fehlentwicklungen der Globalisierung deutlich wie nie. Der Blick auf den Gewinn ist eben nicht das einzige, was zählt. Das spüren wir jetzt und das wird unsere Welt hoffentlich verändern. Es würde uns gut anstehen, die Szenerie neu auszurichten oder zumindest nach all diesen Erfahrungen neu zu justieren.

Dazu gehört auch eine herrliche Initiative aus den Kollegium. Wir beamteten Lehrkräfte kommen in dieser Zeit nicht in die Gefahr, um unseren Arbeitsplatz bangen zu müssen, wir werden nicht abrutschen, Kurzarbeitergeld beantragen zu müssen oder insolvent zu gehen. Da dies so ist, soll ein Fond der Solidarität eingerichtet werden, in welchen Menschen aus dem Kollegium einen beliebigen Betrag einzahlen können. Wenn bis Juli (hoffentlich) eine gewisse Summe eingegangen sein wird, soll dieses Geld Betriebe unterstützen, die ehemalige Schülerinnen und Schüler der IGS ausbilden und durch die Corona-Krise besonders betroffen sind. Jede abgeschlossene Ausbildung ist ein Fundament fürs Leben. Wenn diese durch die aktuelle Situation gefährdeten Betrieben helfen könnte, wäre das doch ein Zeichen der Solidarität. In diesem Sinne wäre es ja dann doch ein Frohes Osterfest!


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"