Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Dienstag, 13. Juli 2021


Tag 731 der Baustelle

Wie bitte? Das kann doch nicht wahr sein! Das ist doch zum Mäusemelken, wie wir früher sagten. Noch vor acht Uhr klingelte mein Smartphone, die Nummer kannte ich durch den gestrigen Kontakt nur allzu gut: das Gesundheitsamt! Eben hatte ich noch mit dem Hausmeister abgesprochen, wie wir angesichts des Dauerregens die Testung einigermaßen im Trockenen hinbekommen und dass er doch quer zu den Tischen noch zwei Stellwände als Sichtschutz aufstellen soll und mit ihm festgestellt: alles im Griff! Und nun? Dem positiven Corona-Test bei dem Schüler lag ein Fehler des untersuchenden Labors zugrunde. „Sie können alle getroffenen Maßnahmen aufheben bzw. zurücknehmen“. Ich dachte, mir fällt ein Ohr ab! Nach all dem Stress gestern jetzt dies: Gehe zurück auf Null! Schnell machte ich zu Unterrichtsbeginn eine Durchsage und hob die Maskenpflicht im Unterricht auf. Wie können wir die Zwölfer erreichen, die doch in einer Stunde hier ankommen und einen Test erwarten. „Ich habe für gleich eine Videokonferenz geplant. Das sind eine ganze Reihe von Zwölfern beisammen“. Das war natürlich der kürzeste Weg der Information, zwar nicht für alle in gleichem Maß, aber sehr schnell. Den Rest würden sicherlich die sozialen Medien übernehmen. Und tatsächlich klingelte das Telefon bereits, als ich gerade ins Büro kam. Eine erste Mutter glaubte angesichts dieses „normalen Wahnsinns“ an einen vorgezogenen Schülerstreich. Die erste Information war also draußen, keiner machte sich auf den Weg zum Testen, aber einen Unterricht für heute zu organisieren war natürlich nicht mehr drin. Also verfasste ich eine E-Mail an alle Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs und einen erläuternden Elternbrief, der über die Stammkursleiter an die Eltern gehen sollte. Kurz Luft holen: Was bedeutet das jetzt? Alle waren seit gestern auf Quarantäne eingestellt, Veranstaltungen waren abgesagt, könnten jetzt aber wieder stattfinden. Kriegen wir das noch bei den betreffenden Menschen umfassend geklärt? Auf alle Fälle musste ich die Schulaufsicht über die neue Entwicklung unterrichten. Dazu hörte ich aus Wachenheim die Nachricht: Der Junge, bei dem gestern beim Selbsttest eine positive Anzeige auf dem Testplättchen erschien, wurde anschließend zweimal in einem Testzentrum getestet: Beide Tests negativ, also auch kein PCR-Test veranlasst. So war die IGS Deidesheim/Wachenheim nach alldem, was gestern war, heute binnen kurzer Zeit und auf Kopfschütteln-hervorbringende Weise wieder coronafrei. Irgendwie ein Treppenwitz, der so wenig glaubhaft oder wahrscheinlich ist, dass ihn kein Nachgeborener glauben wird. Aber genauso hat alles stattgefunden! Dafür bürge ich

Draußen wird im Dauerregen gearbeitet, Die Männer an den Rohren für die Fernwärme haben zwei große, braune Schirme aufgespannt und machen sich an den Rohren zu schaffen. Ein LKW brachte heute Morgen eine riesige Ladung Sand, gleich anschließend wurden etwa sieben Paletten mit Säcken abgeladen. Zement kann das ja nicht sein. Ich las auf dem LKW die Aufschrift „Der beste Estrich“ oder so ähnlich. Ein Anhänger wurde reingezogen und am Sandhaufen neben den Paletten abgestellt. Es muss irgendeine Mischmaschine sein, denn ich beobachtete später, wie eine seltsame Kippe, die aussah wie eine Schubkarre ohne Rad per Seilwunde über den Sandhaufen gezogen und in die Maschine gekippt wurde. Zwei oder drei Säcke Estrichpulver dazu. Ein Wasserschlauch endete ebenfalls in dieser Maschine. Dann ein lautes Brummen, vermutlich das einer Pumpe, denn ein Plastikrohr war an der anderen Seite des Mischers, ich nenne das Gerät jetzt mal so, angebracht und ragte bis in die zweite Etage hinauf und verschwand dort in einem Fenster. Ich tippe, dass der fertig gemischte Estrich dort hochgepumpt, in Empfang genommen und auf die einzelnen Räume verteilt wurde.

Auch die Wärmedämmung machte Fortschritte. Zunächst waren die geraden und größeren Flächen dran, denn dort können die Wärmedämmplatten als Ganzes angebracht werden. Dort, wo die Fenster liegen, müssen sie zerschnitten und angepasst werden. Derzeit sind also wieder täglich Fortschritte zu entdecken und das Gefühl verfestigt sich stetig: Der 17. November als Termin für die Inbetriebnahme des Neubaus kann vielleicht gehalten werden. 

Und wieder erreichten mich zwei Elternmails anlässlich meiner Pensionierung mit warmen Dankesworten und eine Einladung der Förderkinder für Freitag. In Unterrichtstagen gemessen sind es noch drei Tage und so viele nehmen Anteil an meiner Versetzung in den Ruhestand. Hätte ich nicht gedacht.

Am Abend dann ein kurzfristig geplantes Treffen (zumindest für mich) mit dem Schulelternbeirat. Mangels einer Lokalität oder wegen vorzulegender Negativtests sollten wir uns im Schulhof auf Bierbänken zum Pizzaessen einfinden. Gott sei Dank hatte der heutige Dauerregen ein Einsehen und ließ weitere Wassermengen in den Wolken. Bereits auf dem Parkplatz „hörte ich die Nachtigall tapsen“, denn ich begegnete einer Mutter, welche Mitglied im ersten Schulelternbeirat war. Wir begrüßten uns herzlich und schon fuhr ein Auto mit einer weiteren „Ehemaligen“ auf den Parkplatz. Auch hier fiel die Begrüßung herzlich aus. Das war der Grund für die Biergarnituren und die Pizza: Angesichts zahlreicher Einladungen und ungenauer Rückmeldungen konnte natürlich in keinem Lokal reserviert werden. Insgesamt waren acht Ehemalige aus den ersten beiden Räten gekommen, um mich zu verabschieden. Das war natürlich ein herzlich anrührendes Wiedersehen mit unendlich vielen Anekdoten und Nachfragen, was aus den damals Kleinen des Pionierjahrgangs geworden ist. Diese Elternschaft wird mir immer in Erinnerung bleiben, weil die Umstände eines ersten Jahrgangs einer Schule zusammenschweißt und zum anderen haben diese Eltern seinerzeit ihr Kind an einer Schule angemeldet, die es erst auf dem Papier gab. Diese Überraschung war gelungen und dementsprechend dunkel war es bereits, als wir die mitgebrachten Biergarnituren in den Hänger verluden. Danke für diesen schönen Abend. Er wird meinen Abschied aber nicht leichter machen!


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"