Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Dienstag, 13. August 2019


Tag 44 der Baustelle:

Ich genieße und liebe die Ruhe vor größeren Veranstaltungen, zudem hatte ich die Schlüssel der Stadthalle über Nacht in der Tasche. Die Bandklasse war schon vollzählig da, als ich früh ankam. Während des Soundchecks und den Proben hatte ich ausreichend Zeit, das Fass zu bestücken. Der Name des neuen Jahrgangs Fabio Fass sollte auf der Bühne greifbar oder sichtbar sein, so meine Vorstellung. Ein richtiges Holzfass zu besorgen, war im Vorfeld verworfen worden, zu teuer, zu schwer und ungeeignet. Vergangenen Samstag aber hatte ich eine Regentonne als Fass vor Augen, wie ich sie einmal in einem Baumarkt gesehen hatte.

Flugs war eine gekauft und bereits nach Wachenheim verfrachtet. Inzwischen hatte es durch das fleißige Lehrkräfteteam Augen und Mund wie Fabio erhalten und machte sich als Blickfang gut auf der Bühne. Für meine Begrüßung hatte ich wieder die Clownsnummer vor. Ich wollte mich erneut  auf der Bühne ausstaffieren und ersann folgenden Ablauf: Ich hatte nur einen weißen Handschuh an, der andere war im Deckel des Fasses festgeklemmt. Das gespielte Suchen endete erwartungsgemäß in den Rufen der Kinder: „Am Fass! Am Fass!“ Beim Herausziehen des zweiten Handschuhs sollte der Deckel auf den Boden fallen und den Blick in das Fass hinein ermöglichen. Hinter dem senkrecht gehaltenen Deckel zog ich dann verschiedene Kopfbedeckungen an, welche das Publikum durch ein „Aah“ und „Puh“ bewerten sollten, bis ich die rote Clownsperücke aufgezogen hatte. Als letztes wollte ich die Ukulele herausnehmen, einen kleinen Blues intonieren und dann mit allen das Schullied anstimmen. Fast alles lief wie geplant, nur die rote Clownsnase fehlte. Sie war auf den Boden des Fasses gerutscht und ich konnte nicht herankommen. Das Fass umlegen und hineinkrabbeln wollte ich nicht riskieren. Wie erwartet klappten die Auftritte der beiden Klassen viel besser als gestern. Und dann ereignete sich vermutlich eine Weltpremiere: Die acht Tutoren betraten, durch den Mittelgang kommend, die Bühne, begleitet von der Melodie von Hakuna matata, auf einer Trompete gespielt. Die großen, bunten Buchstaben des Jahrgangsnamens nahmen auch sie aus dem Fass und während dieser Zeit kam die Ukulele wieder zum Einsatz. Trompete meets Ukulele – das gab es wohl noch nie.

Die jährlich wiederkehrende Angst, dass sich durch das komplizierte Aufnahmeverfahren ein Fehler in die Klassenlisten und Einladungen geschlichen hatte und nun ein Kind „übrig geblieben“ oder nicht aufgerufen wird, stellte sich erneut als unnötig heraus. Alles hatte gestimmt und die Klassen zogen durch den Mittelgang hinaus und traten, nach einer bewegenden Feier herzlich begrüßt, den Weg in die neue Schule an. „Vielen Dank für diese schöne Feier. So etwas hätte ich meiner anderen Tochter auch gewünscht.“, sagte mir ein Vater anschließend vor der Bühne. Angesichts der aktuellen Diskussion um Plastik in den Meeren, hatten wir den Luftballonwettbewerb gestrichen und durch eine neue Aktion ersetzt: Die Eltern sollten, nach einer Pause mit Kaffee und Kuchen, einen Brief mit Wünschen an ihre Kinder schreiben, den wir dann am Ende des Schuljahres verschicken wollen. Die Kinder schreiben ebenfalls einen. Ich kann mir die reichhaltigen, lustigen oder nachdenklichen Gespräche über das erste Jahr IGS in den Familien im kommenden Jahr so richtig gut vorstellen! Aufnahmefeier mit Langzeitwirkung!

Ein zauberhafter Vormittag, der aber bedingte, dass ich nicht am Bautreffen in Deidesheim teilnehmen konnte. Also holte ich mir die Informationen nachmittags telefonisch ab. Die fehlende Mauer an der Abrisskante soll nun von einer anderen Firma hochgezogen werden. Am Freitag der nächsten Woche sollte sie wohl tragfähig und getrocknet sein, so dass dann der letzte Teil abgerissen werden könne. Ob dann ein Rohbauer wirklich noch im Oktober (bei bevorstehendem Winter?) beginnen wird, tauchte als Zweifel plötzlich auf. Wer baut, weiß um jede Menge Verzögerungen. Aber noch immer stehen wir ganz am Anfang und bereits jetzt stimmt der Zeitplan nicht mehr! 44 Tage Baustelle und gefühlte 16 Tage Stillstand. Kann ja noch heiter werden!


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"