Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Montag, 07. Juni 2021


Tag 695 der Baustelle

Die Aussage wurde im Flur im Erdgeschoss in Wachenheim getätigt: „Während der Pfingstferien holen wir die Woche, die wir in Verzug sind, auf!“ Nun habe ich ja eine gewisse Erfahrung in Sachen Bau und Terminzusagen. So war ich denn nicht verwundert, als ich heute in Wachenheim kein weiteres Ergebnis beim Austausch der Fenster vorfand. Ganz im Gegenteil: Die Zeit des Verzuges hat sich sogar um eine Woche erhöht. So muss ich also aufgrund der Pfingstferien am Standort Wachenheim keine neue Erfahrung in Sachen Bautermine integrieren.

Natürlich begann ich den Unterricht mit Ferienberichten. Erstmal müssen die Schülerinnen und Schüler wieder in der Schule ankommen und eventuell berichten können, was ihnen in Kopf oder Herz rumspukt. Oft ist dies ja eben gerade nicht die Schule.

Donnerwetter! In Deidesheim sind die ersten Glasscheiben in die Rahmen gesetzt worden. Die große Fensteröffnung im Treppenhaus bei der künftigen Verwaltung dient allerdings immer noch als „Transportluke“. Dort sind nicht mal die Rahmen gesetzt. Wenn Manitou da in Aktion tritt, erinnert mich das immer an eine Speicherstadt am Hafen, wo auch die Waren durch hochliegende Luken mit Kränen oder Seilen hochgezogen wurden. Käme ich nicht gerade mit der heutigen Wachenheimer Erfahrung, hätte ich es vermutlich gar nicht erwähnt. Aber ich erhielt aus dem Architekturbüro in Mainz einen aktualisierten Terminplan. Selbst eine vergrößerte Kopie auf DIN A3-Format lässt sich lediglich mit Lesebrille oder Lupe entziffern. Dann doch eher die Zoom-Funktion des Computers nutzen. Die allermeisten Angaben interessieren mich kaum, denn wann die Trennwände in die Toiletten eingebaut werden oder in welcher Kalenderwoche die „hinterlüftete Fassade“ vorgehängt wird, mag hauptsächlich für die Firmen wichtig sein. Und dann entdeckte ich doch eine Zeile, welche die „Inbetriebnahme des Neubaus“ für den 17. November 2021 angibt. In den Tagen davor ist die Möblierung zu vollziehen und der Umzug zu planen. Na, das werde ich dann mal aufmerksam verfolgen.

Und dann fand ich eine E-Mail im Posteingang für Schulleitungen mit dem8. Hygieneplan und genaueren Angaben, wie die Testpflicht mit ganzen Klassen durchzuführen ist: Schachbrettartig versetzt.

Ebenfalls ist mit den aktuellen Lockerungen unser Studientag durchführbar. Wir schieben ihn seit knapp zwei Jahren vor her. Immer wieder grätschte Corona in die neu festgesetzten Termine. Da sechs Referentinnen aus dem Pädagogischen Landesinstitut beteiligt sind, wollten wir nicht ein weiteres Mal verschieben. Auch die Schulaufsicht stimmte zu und nun hoffe ich, dass auf Elternseite dieser Termin keine hohen Wellen schlägt nach dem Motto: Kaum ist die Schule wieder offen, machen „die“ einen Studientag. Ich versuchte, dies in einem Elternbrief anzudeuten. In der Beschreibung des Tages finde ich ja fast wörtlich „mein Credo“, mit welchem ich immer wieder an verschiedensten Stellen auftrat, wieder:

 „Als Lehrerinnen und Lehrer begegnen wir in unseren Klassen einer heterogenen Schülerschaft, die sich nicht nur bezüglich ihrer Lernausgangslagen, Interessen und Lernstile voneinander unterscheiden, sondern auch bezüglich ihres sozioökonomischen, familiären und kulturellen Hintergrundes und ihres Verhaltens.

Mit dieser Heterogenität gut umzugehen ist für Lehrkräfte im Regelunterricht nur dann machbar, wenn ihre Schülerinnen und Schüler selbstständig arbeiten können und befähigt werden, Verantwortung zu übernehmen.

Ganzheitliche Maßnahmen der Differenzierung sowie klare Abläufe und Strukturen ermöglichen eine Individualisierung des Unterrichts und bieten die Chance, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen in ihrer Unterschiedlichkeit gerecht zu werden und nötige Kompetenzen aufbauen bzw. weiterzuentwickeln – so dass am Schluss jeder Einzelne einen kleinen Schritt vorangekommen ist.“

Das klingt doch einfach wie Musik in meinem pädagogischen Ohr. Immer, wenn im Fernsehen Ausschnitte aus Schulen gezeigt werden - und das war wegen Corona jetzt oft der Fall – sehe ich immer wieder nur Frontalunterricht mit Kinobestuhlung. Wie da differenzierter und auf Heterogenität eingehender Unterricht stattfinden soll, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Umso wichtiger wird der Studientag für uns sein!


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"