Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Dienstag, 03. November 2020


Tag 483 der Baustelle

Wie beschrieben, startete die neue Woche mit einer erneuten Durchsage hinsichtlich des Abstandsgebots und der Maskenpflicht auf dem gesamten Schulgelände, nun auch während des Unterrichts. Ich selbst erlebte heute die erste Doppelstunde unter der Maske. Nicht schön. Ich bekomme schlecht Luft, die Stimme ist angestrengter, weil sie lauter agieren muss, die Schülerinnen und Schüler sind schlechter zu verstehen und ich blicke in keine fröhlichen Gesichter, wenn ein Witz sich hinter der Maske nach vorne drängt. Vom nicht erlaubten Singen ganz zu schweigen. Zum Glück habe ich auch das Kranichlied jetzt als MP4-Video, das kann das Lied zwar in den Klassenraum holen…aber live gesungen wäre es schon ein gutes Stück besser.

Meine Herbstferienarbeit ist seit gestern online gestellt. Die vier Videofilme und die inzwischen sieben Podcast kann man nun über unsere Homepage sehen und hören. Ich erhielt eine ganze Menge positive Rückmeldungen, von der Aussage: „Mit deiner Stimme könntest du doch Hörbücher sprechen, wenn du in Pension bist“, bis hin zu dem Satz: „Da hinterlässt du ja so etwas wie dein pädagogisches Vermächtnis.“ Dabei ist das ganze audio-visuelle Unternehmen nur aus der Corona-Not und eigentlich nebenbei entstanden. Vergangenen Mittwoch sollte ich zu einem Interview nach Wachenheim kommen. Auch die Bandklasse möchte ihr Projekt durch ein Video bewerben. Dazu wurde ein inzwischen professioneller Videofilmer engagiert und dabei erlebte ich wieder, welcher Aufwand an Licht, Ton und Technik gebraucht wird, wenn Professionalität gefragt ist. „Meine“ Videos und Podcasts sind lediglich mit drei frei verfügbaren Programmen zum Runterladen entstanden, die Aufnahmetechnik hatte ich komplett in der Hand, denn sie besteht lediglich aus dem Voice-Recorder meines Handys. Klar, der Ton ist nicht vollendet, bei scharf gesprochenen Konsonanten kracht durch den Atemwind das Mikrofon. Mir kam es mehr auf die Inhalte an und hörbar sind die sieben Podcast dennoch.  

Seit langem schon geistert ein Begriff durch die Schullandschaft: AC-Profil. Die beiden Buchstaben stehen für Assessment Center und meint eine Profilanalyse, die helfen soll, mit den persönlichen Begabungen, Talenten oder Neigungen den jeweils richtigen Beruf zu erlernen. Nicht, dass wir das die ganze Zeit für alle Schülerinnen und Schüler, die nach Klasse 9 die Schule verlassen, nicht angeboten hätten, aber bisher wurde es finanziert, dass außerschulische Fachkräfte und Firmen diese Profilanalyse durchführten. Sie besteht darin, dass die Jugendlichen bei bestimmten und ausgewählten Tätigkeiten professionell beobachtet werden. Fragen wie: Kann er/sie sich in einer Gruppe behaupten? Wieviel Durchhaltevermögen legt er/sie an den Tag? Wie geschickt stellt er/sie sich bei handwerklichen Tätigkeiten an? Verfügt er/sie über räumliches denken? Und so fort. Die Beobachtungen werden dann ausgewertet und ausführlich besprochen. Irgendwann wurde dieses Verfahren des Outsourcens zu teuer und man kam in Mainz auf die Idee, dass Lehrkräfte diese Aufgaben doch auch bewältigen können. Das mag durchaus sein, passt aber mal wieder nicht genau auf die IGS. Denn diese hat (bewusst) keine abschlussbezogene Klasse, sondern in jeder neunten Klasse einzelne Schülerinnen und Schüler, welche die Berufsreife erlangen. Und schon wird es kompliziert, weil wir Jugendliche und Lehrkräfte ausplanen, eigene Vertretungs- und Stundenpläne erstellen und Räume und Zeit zur Verfügung stellen müssen, während der Unterricht für die anderen weiterlaufen muss. Sei’s drum, ab kommendem Schuljahr ist das AC-Profil Pflicht auch für die Gesamtschulen. Dies alles erörterten wir heute, drei Lehrkräfte sind bereits fortgebildet, haben das Programm kennen (übrigens auch schätzen) gelernt. Nun geht es um die konkrete Umsetzung auch in Deidesheim. Das wird noch ein recht steiniger Weg werden. Aber im ersten Jahr gibt es noch Unterstützung vom Ministerium und der Handwerkskammer. Also, Ärmel hoch und los!


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"