Zurück im Sekretariat wurde ich mit den Worten begrüßt: „Das Gesundheitsamt versucht dich die ganze Zeit zu erreichen!“ Auf dem mir gereichten Zettel fand ich die mir zuvor unbekannte Telefonnummer wieder. Gesundheitsamt? Das fühlt sich gar nicht gut an. Und tatsächlich: Eine Schülerin war positiv auf den Coronavirus getestet worden. Was das bedeutete war mich schlagartig klar: Jetzt rollt das gesamte Paket an Maßnahmen an wie seinerzeit in Wachenheim. Stichwort: Nachverfolgung etwa Betroffener und sämtliche Kontaktdaten erstellen. Zum Glück hatte eine der Sekretärinnen nichts vor, so dass diese Seite mit Zugang zu den Schülerdaten über die Arbeitszeit hinaus professionell besetzt war. Die MSS-Leitung eruierte: Wann war die Schülerin das letzte Mal im Unterricht? Welche Schülerinnen und Schüler hatten Kontakt zu ihr? Welche Lehrkräfte betraf das? Also, Stundenplan und Kurshefte hernehmen, recherchieren, Adressen- und Telefonlisten erstellen und anrufen, das gesamte Programm eben. Dabei hatten doch vor einer halben Stunde die Herbstferien begonnen. Nicht für den kleinen Haufen jetzt emsig Tätiger. Das Amt, mit dem ich jetzt fast mit einer Standleitung Kontakt hatte, bot an, dass sie (pflichtgemäß) die Schülerseite übernehmen würde, ob ich für die schnelle Erstinformation die natürlich kürzere Liste der Lehrkräfte abtelefonieren könnte, was ich zusagte. Dazwischen noch schnell eine Information auf die Homepage setzen, die schnelle Information vermindert größeren Unmut. Allerdings, auch das hatte ich seinerzeit in Wachenheim gelernt, nicht zu viel rausgeben, auch hier gilt der Schutz der Person. Ich erreichte nicht alle Kolleginnen und Kollegen, eine befand sich inzwischen bereits an der Grenze zur Schweiz. Ihren Herbsturlaub musste sie kurzerhand absagen und zurück nach Hause in die Quarantäne fahren. Hatte sie sich sicher auch anders vorgestellt.

Es dauerte zu Hause nicht lange, bis mein Telefon klingelte, nicht das letzte Mal, das war mir klar. Eltern hatten inzwischen alles mitbekommen, die Presse war nicht so zurückhaltend und vermeldete das Ereignis gleich im Live-Ticker. Und sofort rollte die Lawine mit der Forderung nach mehr Informationen. Aber ich hielt stand, sagte ängstlichen Eltern nicht die Klasse und nicht den Namen, sicherte nur zu, dass wenn sie bisher nichts direkt erfahren hätten, wären sie und ihre Kinder auch nicht betroffen. Ich glaube, wirklich beruhigt haben meine Worte niemanden. Die ganze Geschichte bedeutete natürlich auch für meine Herbstferien: Täglich damit rechnen, dass das Infektionsgeschehen weitere Kreise zieht, weil eben doch über den Unterricht hinaus ein oder mehrere Kontakte stattgefunden haben. Na, denn: Schöne Ferien all den anderen und Nicht-Betroffenen und denjenigen in Quarantäne: Alles Gute!