Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch
Donnerstag, 07. Mai 2020
Tag 312 der Baustelle und Tag 4 der schrittweisen Öffnung der Schulen
Für knapp fünfzig Lehrkräfte habe ich ein Benutzerkonto bei der Plattform Webex beantragt. Bereits eine Stunde später galt das meinige durch eine E-Mail mit Bestätigungslink bereits als angemeldet. Gleich klickte ich mich ein, gab aber dann doch auf, weil ich keine Zeit hatte, mich da hinein zu vertiefen und es auszuprobieren.
Sorgen bereitet mir der laxe Umgang mit der Abstandsregel. Immer wieder sehe ich Grüppchen auf dem Schulhof, die offensichtlich keine Vorstellung haben, welch eine Distanz 1,5 Meter benötigen. Zu eng stehen sie beisammen und ich ließ schon zweimal einen lauten Pfiff durchs geöffnete Fenster erklingen. Nachdem sich alle gewundert hatten, wo der Pfiff wohl herkam und zu mir schauten, schallte mein Ruf laut in den Hof: „Abstand!“ Es ist wohl so, dass solche Maßnahmen kaum eine Halbwertszeit von einer Woche haben, dabei sind sie so zentral: Alles Weitere in Bezug auf die Schule wird davon abhängen, dass sich die Schülerschaft an die Regeln hält. Bereits morgens sehe ich ganze Pulks von Jugendlichen vom Bahnhof in die Schule laufen, als wäre das Wort „Abstandsregel“ nie geäußert worden. Auch sehe ich auf dem Weg kaum Masken, obwohl wir sie am ersten Tag jedem Schüler ausgehändigt haben. Ich machte nochmals eine Durchsage und wies darauf hin. Auf der anderen Seite mehren sich die Stimmen von Erwachsenen, die das ganze Treiben für Unfug halten. Vorbilder? Mir kommt dabei das Bild der Fußgängerampel in den Sinn, welche auch immer mehr zum Schein aufgestellt scheinen, weil auch immer weder Erwachsene „noch schnell“ bei Rot drüberhuschen wollen. Das wird mal noch spannend werden!