Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Montag, 04. Mai 2020


Tag 309 der Baustelle und Tag 1 der schrittweisen Öffnung der Schulen

Wie lange stand das Schulgebäude nun ohne Schülerinnen und Schüler da? Gefühlt sicherlich länger als die 49 gezählten Tage. Wie auch immer: Heute endete die Zeit und die ersten Lernenden der A-Woche kehrten zurück – ein Vorgang, der mich an die Rückkehr der Singvögel nach dem Winter erinnerte, plötzlich sind sie da, tirillieren und zwitschern morgens im Garten, als wären sie nie weg gewesen. Allerdings kommen sie stets ohne Mund-Nasen-Schutz an. Ob sich die Jugendlichen an die zuvor bekannt gemachten Hygieneregeln halten werden? Wir hatten die Tutor/-innen gebeten, bereits um 7.45 Uhr an den entsprechend geöffneten Eingangstüren zu warten und die Schülerinnen und Schüler, auf die Abstandsregeln hinweisend, abzuholen. Mit Spannung beobachtete ich die Szenerie von meinem Büro aus, wo der Kaffee bereits um diese Zeit durchgelaufen war. Ich war fasziniert von der Disziplin! Zuvor hatten mich einige Frühankommer freudig begrüßt. In der Regel waren alle, die ich gesprochen hatte, waren erleichtert, dass die „Einsamkeit zu Hause“ ein Ende gefunden hatte. Sogar die eigens angefertigten Ständer mit Desinfektionsmittel wurden vor dem Betreten genutzt, wie die Hausmeister von ihrer Loge aus beobachtet haben. Soweit also ein durchaus gelungener Start.

Mehr durch Zufall entließ ich beim Anblick der maskierten Menschen den Begriff „Maskenball“. So entstand die Idee, diese einmalige Situation im Haus mit den durch rotweiße Flatterbänder abgesperrten Wegen, den kleinen Grüppchen im Mindestabstand während der Pausen im Schulhof und dem Spuckschutz im Sekretariat auf zu bannen und eine Fotostrecke als „Impressionen vom Maskenball“ auf der Homepage zu verewigen. Humor hilft immer, hohe Hürden zu meistern und auch die eigene Stimmung und Motivation zu halten.

Ich selbst genoss beim Gang durch das Gebäude die offenen Türen zu den Klassenräumen. Das schafft doch den Eindruck einer offenen und transparenten Schule mit vielen Augenblicken. Allerdings vermisste ich immens die Mimik der Gesichter, der Eindruck war auf die Augen beschränkt, Nase und Mund blieben verhüllt. Manche Schülerinnen konnte ich nur durch die langen Haare einem Namen zuordnen. Besondere Zeiten – eigenartige Eindrücke und Erfahrungen. Auch die Stimmung, die ich zu „normalen“ Zeiten so genieße, das Wabern des Lebens bei den Jugendlichen, war von einer eigenartig um sich greifende Stille geprägt. Alles in allem eben nur ein erster und kleiner Schritt in die Normalität.   


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"